Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) | |
---|---|
Zweck: | Volksbildung und Verbraucherschutz[1] |
Vorsitz: | Amardeo Sarma[2] |
Gründungsdatum: | 11. Oktober 1987[3] |
Mitgliederzahl: | 1600[4] |
Sitz: | Roßdorf (bei Darmstadt) |
Website: | www.gwup.org |
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) ist eine 1987 in Deutschland gegründete Organisation der Skeptikerbewegung mit Sitz in Roßdorf (bei Darmstadt).[5] Die GWUP ist ein in Deutschland eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Die mehr als 1500 Mitglieder (Stand 2017)[6] sind, nach eigenen Angaben, Wissenschaftler oder wissenschaftlich interessierte Laien.[7] Einmal jährlich veranstaltet die GWUP eine Konferenz mit wechselnden Themenschwerpunkten.[5] Vorsitzender der GWUP ist Amardeo Sarma.
Die GWUP sieht ihre Hauptaufgabe in der kritischen Betrachtung von Theorien und Behauptungen aus Bereichen wie Verschwörungstheorien [8]Parawissenschaften, Esoterik, Aberglaube und Alternativmedizin.[9] Sie strebt Aufklärung im Sinne der Volksbildung und des Verbraucherschutzes an.[1] Die GWUP stellt die Bedeutung wissenschaftlichen Vorgehens und kritischen Denkens für gesellschaftliche Herausforderungen heraus.[10] Neben einer theoretischen Auseinandersetzung werden auch einzelne Personen wie Wünschelrutengänger, Telekinetiker, „Energetisierer“, alternative Heilkundler und Astrologen kritisiert und ihre Fähigkeiten empirisch überprüft.
Erklärtes Ziel ist die Förderung der Wissenschaften einschließlich ihrer Methoden. Wissenschaftliche Methoden sollen verbreitet, verständlich gemacht und auf Parawissenschaften, Pseudowissenschaften sowie verwandte Überzeugungssysteme angewendet werden. Dies umfasst auch die Information der Öffentlichkeit über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand hinsichtlich parawissenschaftlicher Behauptungen.[11]
Themengebiete, mit denen sich die GWUP verstärkt beschäftigt, sind Gesundheit, Komplementär- und Alternativmedizin, dabei insbesondere Homöopathie. Kritische Beachtung sei im Gesundheitsbereich besonders angebracht, weil durch Glaube an nicht nachgewiesene Zusammenhänge wirkungsvollere Therapien unterblieben.[12][13] Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit Okkultismus, Spiritismus, Esoterik oder Ideologien, wie sie z. B. der Anthroposophie zugrunde liegen; des Weiteren werden Themen aus den Bereichen Religion und Glaube sowie Aberglaube und Kreationismus betrachtet. Im Rahmen eines jährlichen Prognosechecks stehen Astrologie, Prophezeiungen und Vorhersagen im Fokus. Weitere Themenfelder sind Verschwörungstheorien, Paratechnologien, Alternative Medizin, Psychotechniken, Prä-Astronautik, UFOs, aber auch einzelne Fragestellungen etwa zum Turiner Grabtuch, NLP, Heilpraktiker.[9]
In Deutschland engagiert sich die Gesellschaft auch schulpolitisch. So protestierte sie 2012 gegen einen Schulversuch in Hamburg, bei dem Elemente aus der Waldorfpädagogik eingesetzt werden sollten.[14][15] Der offene Brief des GWUP Wissenschaftsrates forderte, „statt esoterischer Lehren ohne Wenn und Aber eine aufgeklärte, moderne und wissenschaftliche Weltsicht ins Zentrum der Schulbildung zu stellen.[15]“ 2016 startete die von der GWUP unterstützte Initiative Informationsnetzwerk Homöopathie (INH),[16] in der sich Homöopathie-Kritiker organisieren.[17]
Der Verein wurde 1987 in Bonn gegründet.[18] Sie ist ein in Deutschland wegen der Förderung der Volksbildung als gemeinnützig anerkannter[19] eingetragener Verein mit Hauptsitz in Roßdorf bei Darmstadt.[5] Der Vorsitzende ist Amardeo Sarma.[20] Die GWUP ist laut eigenen Angaben die älteste und größte Skeptiker-Organisation im deutschsprachigen Raum und versteht sich als Teil der internationalen Skeptikerbewegung.[7] Als Vorläuferorganisationen nennt die GWUP die informelle Arbeitsgemeinschaft der Skeptiker zur Untersuchung von Pseudowissenschaften und Okkultem (ASUPO) und die 1903 gegründete Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums.[21]
Der wissenschaftliche Beirat (Vorsitzender [22]) berät den Verein und ist interdisziplinär besetzt. Er soll die wissenschaftlichen Standards der Vereinsarbeit sicherstellen. Dazu wird ein Vertreter des Wissenschaftsrats in den GWUP-Vorstand entsandt.
In Roßdorf unterhält die GWUP das Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken, das hauptberuflich[5] von Martin Mahner geleitet wird.[1] Dort werden unter anderem Anfragen von Journalisten und Interessierten beantwortet.[5] Es wurde 1999 gegründet.[23] Etwa 200 Personen werden pro Jahr individuell beraten.[24] In Roßdorf befindet sich auch eine Präsenzbibliothek.
In Deutschland und Österreich gibt es mehrere Regionalgruppen der GWUP. Sie haben ihren Sitz in Berlin, Essen (für die Metropolregion Rhein-Ruhr), Hamburg, Köln, München, Stuttgart, Würzburg, Wien und Untersberg (für die Region Salzburg/Freilassing).[25] Die Wiener Regionalgruppe tritt in der Öffentlichkeit als Gesellschaft für kritisches Denken auf.[26][27]
Seit 1989 veranstaltet die GWUP jährlich eine Konferenz, deren Ziel es unter anderem ist, Ergebnisse aus der Vereinsarbeit der Öffentlichkeit bekannt zu machen. 2011 stand diese Konferenz unter dem Motto Fakt und Fiktion und fand im Juli im Naturhistorischen Museum und der Technischen Universität in Wien statt.[28] 2012 veranstaltete die GWUP vom 18. bis 20. Mai den 6th World Skeptics Congress in Berlin.[29][30][31][32] 2013 fand die Konferenz in Köln erstmals unter dem Namen SkepKon statt.[33] 2014 fand die Skepkon in München,[34] 2015 in Frankfurt[35] und 2016 in Hamburg statt.[36] 2017 fand die Skepkon in Berlin statt.[37][38][39]
Im Rahmen des Publikumstages der GWUP-Konferenz 2011 in Wien wurde auch erstmals der satirische Negativpreis das „Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen. Preisträger war der Regisseur Peter A. Straubinger für seinen Film Am Anfang war das Licht, eine Dokumentation über Lichtnahrung. Straubinger nahm den Preis persönlich entgegen.[40][41] Im Jahr 2012 ging der Preis an Harald Walach. Den Preis für das „Lebenswerk“ erhielt Erich von Däniken.[42] Der Preis wird jährlich in Wien verliehen.[43] 2013 gewannen die Homöopathen ohne Grenzen den Preis,[44] 2014 gewann Xavier Naidoo. Der Preis für das Lebenswerk ging an Jochen Kopp (Kopp Verlag).[45] 2015 gewann Stefan Lanka das Goldene Brett vorm Kopf.[46] Der Preis für das Lebenswerk ging an Matthias Rath.[47] 2016 erhielt Ryke Geerd Hamer den Preis.[48] 2017 ging das Brett an eine Galionsfigur der Reichsbürgerbewegung, Peter Fitzek.[49] Das Lebenswerk ging an den DZVhÄ bzw. namentlich an die Vorsitzende Cornelia Bajic.[50]
Die GWUP führt seit 2004 jährlich sogenannte Psi-Tests zur Überprüfung paranormaler Fähigkeiten durch.[18], [51] Zunächst wurden die Tests in Abstimmung mit James Randi im Rahmen der One Million Dollar Paranormal Challenge[52] durchgeführt, später eigenständig. Für den Nachweis paranormaler Fähigkeiten ist ein Preisgeld von 10.000 Euro ausgeschrieben. Bisher hat noch niemand das Preisgeld gewonnen (Stand 2017). Der Testablauf wird im Vorhinein zwischen Kandidat und der GWUP vereinbart. Bis 2010 haben rund 30 Kandidaten, meist Pendler und Wünschelrutengeher, an den Psi-Tests teilgenommen. Bei keinem der Tests konnte ein Erfolg erzielt werden.[53][54] Die Psi-Tests finden im Biozentrum der Universität Würzburg statt. Auch 2013 konnte keiner der Probanden einen Nachweis seiner paranormalen Fähigkeiten bringen. Dieser Test wurde von dem Journalisten und Psychologen Sebastian Bartoschek mit Mikrofon und Kamera begleitet.[55] 2014 berichteten die Berliner Morgenpost,[56] Welt.de[57] und das ZDF[58] über die Tests. 2015 berichtet die ARD.[59] 2016 wurden die Test vom Bayerischen Rundfunk begleitet.[60] 2017 berichtet der Berliner Tagesspiegel über die Psi-Test [61] und der Deutschlandfunk.[62]
Der Preis soll einen Beitrag honorieren der aus kritischer und wissenschaftlicher Sicht über ein Thema aus dem Bereich der Parawissenschaften informiert oder die Konsequenzen von parawissenschaftlich basierten Entscheidungen für das Individuum/die Gesellschaft aufzeigen. Teilnahmeberechtigt sind Journalisten und Wissenschaftskommunikatoren.
List der Preisträger
Seit dem Jahr 2002[18] wird jährlich eine von Michael Kunkel, Mathematiker und Consultant in einer Versicherungsfirma, erstellte[66] Rückschau auf die astrologischen Prognosen des vergangenen Jahres veröffentlicht.[67] Die Prognosen werden gesammelt und auf einer Website veröffentlicht. Sie stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 70 %), des Weiteren aus Zeitungen, Zeitschriften und aus Büchern. Im Jahre 2010 wurden ca. 110 Prognosetexte und Webseiten von über 60 Wahrsagern und Astrologen ausgewertet.[68] Im Jahr 2014 berichtete die Süddeutsche Zeitung.[69] 2015 berichtete die FAZ[70] und der Kölner Stadtanzeiger.[71] 2016 berichtete die ZEIT[72]
Die GWUP tritt als Kritiker der Homöopathie auf.[1][73] Im Jahr 2005 wurde eine Unterschriftensammlung initiiert, die sich gegen die besondere Behandlung der Homöopathie als Heilmethode in Deutschland richtete.[74] Im Jahr 2011 beteiligte sich die GWUP an der internationalen Aktion 10:23, bei der Homöopathie-Kritiker in der Öffentlichkeit größere Mengen an hochpotenzierten Homöopathika einnahmen, um auf wissenschaftlich nicht anerkannte Grundlagen der Homöopathie und wissenschaftlich nicht nachgewiesene Wirkung der Homöopathika hinzuweisen.
In Hamburg,[75] Berlin[76] Köln,[77] und Wien[78] finden regelmäßig Vorträge in lockerer Kneipenatmosphäre zu skeptisch-wissenschaftlichen Themen statt. Es gibt derzeit über 100 Gruppen weltweit, die teilweise mit der GWUP zusammenarbeiten oder von dieser organisiert werden und dieses informelle Format durchführen.[79]
Die GWUP unterstützte durch verschiedene Referenten*innen und mediale Unterstützung den March for Science, unter anderem in Bonn/Köln (Rouven Schäfer, GWUP Vorstand)[80], Hamburg (Julia Offe, GWUP-Vorstand)[81], Frankfurt (Holm Hümmler) [82], Heidelberg Natalie Grams oder Berlin Amardeo Sarma.[83]
In der von der Gesellschaft seit 1987 herausgegebenen Quartalszeitschrift Skeptiker werden Artikel, Berichte und Interviews veröffentlicht. Die Zeitschrift versteht sich nicht als Vereinsblatt, sondern als Special-Interest-Zeitschrift. Die Redaktionsleiterin ist Inge Hüsgen. Der Skeptiker hat 2500 Abonnenten (Stand 2017).[18]
Aktionen der GWUP finden regelmäßig Eingang in den redaktionellen Teil deutschsprachiger Massenmedien.[85] So wurden die PSI-Tests der GWUP und die One Million Dollar Challenge 2004 unter anderem in der ARD-Sendung Quarks & Co vorgestellt.[86] Vor allem unmittelbar vor und während der Konferenz berichten Tageszeitungen und Online-Medien über Themen und Hintergründe.[1][13] GWUP-Mitglieder wurden mehrmals bei Fernsehsendungen zu Themenbereichen, mit denen sich der Verein befasst, als Experten eingeladen, so zum Beispiel Heinz Oberhummer zum Thema „Wieviel Unvernunft verträgt die Wissenschaft?“ in der ServusTV-Sendung Talk im Hangar 7,[87] Amardeo Sarma als Gast in der ARD-Sendung Menschen bei Maischberger zum Thema „Seher und Propheten“,[88]Klaus Schmeh beim Hellseher-Casting in der RTL-Sendung Punkt 12[89] oder Bernd Harder in der SWR-Sendung Menschen der Woche zum Thema Weltuntergang 2012.[90]
2008 wurde eine Fernsehdokumentation über die PSI-Tests der GWUP gedreht. Dieser wurde unter dem Titel „Alles fauler Zauber!? Das Übersinnliche auf dem Prüfstand“ im deutschsprachigen Raum von mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt.[91] Über die PSI-Tests aus dem Jahr 2011 berichtet der Bayerische Rundfunk im Rahmen der Fernsehsendung Vor Ort – Die Reportage.[92] Über die Psi-Tests 2012 berichtete der MDR.[93] 2014 wurde die GWUP als Hauptkritiker des vorübergehend geplanten Bachelors in Homöopathie in Traunstein erwähnt: DocCheck News,[94] Süddeutsche Zeitung,[95] Spiegel Online,[96] Medical Tribune[97]. 2015 gab es in der deutschen Ausgabe von National Geographic ein Interview[98] und in der Frankfurter Rundschau wurde über die Skepkon 2015 berichtet.[35] 2016 berichtete der Berliner Tagesspiegel.[99] 2016 berichtet Spiegel Online über das Goldene Brett vorm Kopf.[48] 2017 berichtete die Süddeutsche Zeitung[100], der Berliner Tagesspiegel[101] und die TAZ [102] über die Skepkon. Zum Thema Verschwörungstheorien wird der Chefblogger und Pressesprecher der GWUP Bernd Harder als Experte interviewt (Süddeutsche Zeitung[103][104], Frankfurter Rundschau[105]) und im Bundestag als Referent auf der Konferenz "“Online-Hass, Verschwörungstheorien und sinkendes Vertrauen in die Medien” vor dem Ausschuss für Gleichstellung und Nichtdiskriminierung bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. " [106]
Als Kritiker der GWUP trat der Soziologe Edgar Wunder in Erscheinung, selbst ein ehemaliges Gründungsmitglied des Vereins. Dieser bemängelte 1999, die GWUP selbst stelle kaum Untersuchungen zum Nachweis paranormaler Phänomene an, sondern „verstehe sich als Kampfverband gegen alles, was der etablierten Wissenschaft zuwiderlaufe“.[107]
Nach Wunder ist ein strukturelles Merkmal der Skeptikerbewegung eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. So würden etwa viele GWUP-Mitglieder einen Weltanschauungskampf ohne hinreichende fachliche Kenntnis führen und selektiv und unsachlich argumentieren.[108] An wissenschaftlichen Untersuchungen von Parawissenschaften seien sie höchstens insofern interessiert, „als deren Ergebnisse ‚Kanonenfutter‘ für öffentliche Kampagnen liefern könnten.“[109]
Koordinaten: 49° 51′ 50,5″ N, 8° 44′ 42,6″ O
Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) | |
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Zweck: | Volksbildung und Verbraucherschutz[1] |
Vorsitz: | Amardeo Sarma[2] |
Gründungsdatum: | 11. Oktober 1987[3] |
Mitgliederzahl: | 1600[4] |
Sitz: | Roßdorf (bei Darmstadt) |
Website: | www.gwup.org |
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) ist eine 1987 in Deutschland gegründete Organisation der Skeptikerbewegung mit Sitz in Roßdorf (bei Darmstadt).[5] Die GWUP ist ein in Deutschland eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Die mehr als 1500 Mitglieder (Stand 2017)[6] sind, nach eigenen Angaben, Wissenschaftler oder wissenschaftlich interessierte Laien.[7] Einmal jährlich veranstaltet die GWUP eine Konferenz mit wechselnden Themenschwerpunkten.[5] Vorsitzender der GWUP ist Amardeo Sarma.
Die GWUP sieht ihre Hauptaufgabe in der kritischen Betrachtung von Theorien und Behauptungen aus Bereichen wie Verschwörungstheorien [8]Parawissenschaften, Esoterik, Aberglaube und Alternativmedizin.[9] Sie strebt Aufklärung im Sinne der Volksbildung und des Verbraucherschutzes an.[1] Die GWUP stellt die Bedeutung wissenschaftlichen Vorgehens und kritischen Denkens für gesellschaftliche Herausforderungen heraus.[10] Neben einer theoretischen Auseinandersetzung werden auch einzelne Personen wie Wünschelrutengänger, Telekinetiker, „Energetisierer“, alternative Heilkundler und Astrologen kritisiert und ihre Fähigkeiten empirisch überprüft.
Erklärtes Ziel ist die Förderung der Wissenschaften einschließlich ihrer Methoden. Wissenschaftliche Methoden sollen verbreitet, verständlich gemacht und auf Parawissenschaften, Pseudowissenschaften sowie verwandte Überzeugungssysteme angewendet werden. Dies umfasst auch die Information der Öffentlichkeit über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand hinsichtlich parawissenschaftlicher Behauptungen.[11]
Themengebiete, mit denen sich die GWUP verstärkt beschäftigt, sind Gesundheit, Komplementär- und Alternativmedizin, dabei insbesondere Homöopathie. Kritische Beachtung sei im Gesundheitsbereich besonders angebracht, weil durch Glaube an nicht nachgewiesene Zusammenhänge wirkungsvollere Therapien unterblieben.[12][13] Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit Okkultismus, Spiritismus, Esoterik oder Ideologien, wie sie z. B. der Anthroposophie zugrunde liegen; des Weiteren werden Themen aus den Bereichen Religion und Glaube sowie Aberglaube und Kreationismus betrachtet. Im Rahmen eines jährlichen Prognosechecks stehen Astrologie, Prophezeiungen und Vorhersagen im Fokus. Weitere Themenfelder sind Verschwörungstheorien, Paratechnologien, Alternative Medizin, Psychotechniken, Prä-Astronautik, UFOs, aber auch einzelne Fragestellungen etwa zum Turiner Grabtuch, NLP, Heilpraktiker.[9]
In Deutschland engagiert sich die Gesellschaft auch schulpolitisch. So protestierte sie 2012 gegen einen Schulversuch in Hamburg, bei dem Elemente aus der Waldorfpädagogik eingesetzt werden sollten.[14][15] Der offene Brief des GWUP Wissenschaftsrates forderte, „statt esoterischer Lehren ohne Wenn und Aber eine aufgeklärte, moderne und wissenschaftliche Weltsicht ins Zentrum der Schulbildung zu stellen.[15]“ 2016 startete die von der GWUP unterstützte Initiative Informationsnetzwerk Homöopathie (INH),[16] in der sich Homöopathie-Kritiker organisieren.[17]
Der Verein wurde 1987 in Bonn gegründet.[18] Sie ist ein in Deutschland wegen der Förderung der Volksbildung als gemeinnützig anerkannter[19] eingetragener Verein mit Hauptsitz in Roßdorf bei Darmstadt.[5] Der Vorsitzende ist Amardeo Sarma.[20] Die GWUP ist laut eigenen Angaben die älteste und größte Skeptiker-Organisation im deutschsprachigen Raum und versteht sich als Teil der internationalen Skeptikerbewegung.[7] Als Vorläuferorganisationen nennt die GWUP die informelle Arbeitsgemeinschaft der Skeptiker zur Untersuchung von Pseudowissenschaften und Okkultem (ASUPO) und die 1903 gegründete Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums.[21]
Der wissenschaftliche Beirat (Vorsitzender [22]) berät den Verein und ist interdisziplinär besetzt. Er soll die wissenschaftlichen Standards der Vereinsarbeit sicherstellen. Dazu wird ein Vertreter des Wissenschaftsrats in den GWUP-Vorstand entsandt.
In Roßdorf unterhält die GWUP das Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken, das hauptberuflich[5] von Martin Mahner geleitet wird.[1] Dort werden unter anderem Anfragen von Journalisten und Interessierten beantwortet.[5] Es wurde 1999 gegründet.[23] Etwa 200 Personen werden pro Jahr individuell beraten.[24] In Roßdorf befindet sich auch eine Präsenzbibliothek.
In Deutschland und Österreich gibt es mehrere Regionalgruppen der GWUP. Sie haben ihren Sitz in Berlin, Essen (für die Metropolregion Rhein-Ruhr), Hamburg, Köln, München, Stuttgart, Würzburg, Wien und Untersberg (für die Region Salzburg/Freilassing).[25] Die Wiener Regionalgruppe tritt in der Öffentlichkeit als Gesellschaft für kritisches Denken auf.[26][27]
Seit 1989 veranstaltet die GWUP jährlich eine Konferenz, deren Ziel es unter anderem ist, Ergebnisse aus der Vereinsarbeit der Öffentlichkeit bekannt zu machen. 2011 stand diese Konferenz unter dem Motto Fakt und Fiktion und fand im Juli im Naturhistorischen Museum und der Technischen Universität in Wien statt.[28] 2012 veranstaltete die GWUP vom 18. bis 20. Mai den 6th World Skeptics Congress in Berlin.[29][30][31][32] 2013 fand die Konferenz in Köln erstmals unter dem Namen SkepKon statt.[33] 2014 fand die Skepkon in München,[34] 2015 in Frankfurt[35] und 2016 in Hamburg statt.[36] 2017 fand die Skepkon in Berlin statt.[37][38][39]
Im Rahmen des Publikumstages der GWUP-Konferenz 2011 in Wien wurde auch erstmals der satirische Negativpreis das „Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen. Preisträger war der Regisseur Peter A. Straubinger für seinen Film Am Anfang war das Licht, eine Dokumentation über Lichtnahrung. Straubinger nahm den Preis persönlich entgegen.[40][41] Im Jahr 2012 ging der Preis an Harald Walach. Den Preis für das „Lebenswerk“ erhielt Erich von Däniken.[42] Der Preis wird jährlich in Wien verliehen.[43] 2013 gewannen die Homöopathen ohne Grenzen den Preis,[44] 2014 gewann Xavier Naidoo. Der Preis für das Lebenswerk ging an Jochen Kopp (Kopp Verlag).[45] 2015 gewann Stefan Lanka das Goldene Brett vorm Kopf.[46] Der Preis für das Lebenswerk ging an Matthias Rath.[47] 2016 erhielt Ryke Geerd Hamer den Preis.[48] 2017 ging das Brett an eine Galionsfigur der Reichsbürgerbewegung, Peter Fitzek.[49] Das Lebenswerk ging an den DZVhÄ bzw. namentlich an die Vorsitzende Cornelia Bajic.[50]
Die GWUP führt seit 2004 jährlich sogenannte Psi-Tests zur Überprüfung paranormaler Fähigkeiten durch.[18], [51] Zunächst wurden die Tests in Abstimmung mit James Randi im Rahmen der One Million Dollar Paranormal Challenge[52] durchgeführt, später eigenständig. Für den Nachweis paranormaler Fähigkeiten ist ein Preisgeld von 10.000 Euro ausgeschrieben. Bisher hat noch niemand das Preisgeld gewonnen (Stand 2017). Der Testablauf wird im Vorhinein zwischen Kandidat und der GWUP vereinbart. Bis 2010 haben rund 30 Kandidaten, meist Pendler und Wünschelrutengeher, an den Psi-Tests teilgenommen. Bei keinem der Tests konnte ein Erfolg erzielt werden.[53][54] Die Psi-Tests finden im Biozentrum der Universität Würzburg statt. Auch 2013 konnte keiner der Probanden einen Nachweis seiner paranormalen Fähigkeiten bringen. Dieser Test wurde von dem Journalisten und Psychologen Sebastian Bartoschek mit Mikrofon und Kamera begleitet.[55] 2014 berichteten die Berliner Morgenpost,[56] Welt.de[57] und das ZDF[58] über die Tests. 2015 berichtet die ARD.[59] 2016 wurden die Test vom Bayerischen Rundfunk begleitet.[60] 2017 berichtet der Berliner Tagesspiegel über die Psi-Test [61] und der Deutschlandfunk.[62]
Der Preis soll einen Beitrag honorieren der aus kritischer und wissenschaftlicher Sicht über ein Thema aus dem Bereich der Parawissenschaften informiert oder die Konsequenzen von parawissenschaftlich basierten Entscheidungen für das Individuum/die Gesellschaft aufzeigen. Teilnahmeberechtigt sind Journalisten und Wissenschaftskommunikatoren.
List der Preisträger
Seit dem Jahr 2002[18] wird jährlich eine von Michael Kunkel, Mathematiker und Consultant in einer Versicherungsfirma, erstellte[66] Rückschau auf die astrologischen Prognosen des vergangenen Jahres veröffentlicht.[67] Die Prognosen werden gesammelt und auf einer Website veröffentlicht. Sie stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 70 %), des Weiteren aus Zeitungen, Zeitschriften und aus Büchern. Im Jahre 2010 wurden ca. 110 Prognosetexte und Webseiten von über 60 Wahrsagern und Astrologen ausgewertet.[68] Im Jahr 2014 berichtete die Süddeutsche Zeitung.[69] 2015 berichtete die FAZ[70] und der Kölner Stadtanzeiger.[71] 2016 berichtete die ZEIT[72]
Die GWUP tritt als Kritiker der Homöopathie auf.[1][73] Im Jahr 2005 wurde eine Unterschriftensammlung initiiert, die sich gegen die besondere Behandlung der Homöopathie als Heilmethode in Deutschland richtete.[74] Im Jahr 2011 beteiligte sich die GWUP an der internationalen Aktion 10:23, bei der Homöopathie-Kritiker in der Öffentlichkeit größere Mengen an hochpotenzierten Homöopathika einnahmen, um auf wissenschaftlich nicht anerkannte Grundlagen der Homöopathie und wissenschaftlich nicht nachgewiesene Wirkung der Homöopathika hinzuweisen.
In Hamburg,[75] Berlin[76] Köln,[77] und Wien[78] finden regelmäßig Vorträge in lockerer Kneipenatmosphäre zu skeptisch-wissenschaftlichen Themen statt. Es gibt derzeit über 100 Gruppen weltweit, die teilweise mit der GWUP zusammenarbeiten oder von dieser organisiert werden und dieses informelle Format durchführen.[79]
Die GWUP unterstützte durch verschiedene Referenten*innen und mediale Unterstützung den March for Science, unter anderem in Bonn/Köln (Rouven Schäfer, GWUP Vorstand)[80], Hamburg (Julia Offe, GWUP-Vorstand)[81], Frankfurt (Holm Hümmler) [82], Heidelberg Natalie Grams oder Berlin Amardeo Sarma.[83]
In der von der Gesellschaft seit 1987 herausgegebenen Quartalszeitschrift Skeptiker werden Artikel, Berichte und Interviews veröffentlicht. Die Zeitschrift versteht sich nicht als Vereinsblatt, sondern als Special-Interest-Zeitschrift. Die Redaktionsleiterin ist Inge Hüsgen. Der Skeptiker hat 2500 Abonnenten (Stand 2017).[18]
Aktionen der GWUP finden regelmäßig Eingang in den redaktionellen Teil deutschsprachiger Massenmedien.[85] So wurden die PSI-Tests der GWUP und die One Million Dollar Challenge 2004 unter anderem in der ARD-Sendung Quarks & Co vorgestellt.[86] Vor allem unmittelbar vor und während der Konferenz berichten Tageszeitungen und Online-Medien über Themen und Hintergründe.[1][13] GWUP-Mitglieder wurden mehrmals bei Fernsehsendungen zu Themenbereichen, mit denen sich der Verein befasst, als Experten eingeladen, so zum Beispiel Heinz Oberhummer zum Thema „Wieviel Unvernunft verträgt die Wissenschaft?“ in der ServusTV-Sendung Talk im Hangar 7,[87] Amardeo Sarma als Gast in der ARD-Sendung Menschen bei Maischberger zum Thema „Seher und Propheten“,[88]Klaus Schmeh beim Hellseher-Casting in der RTL-Sendung Punkt 12[89] oder Bernd Harder in der SWR-Sendung Menschen der Woche zum Thema Weltuntergang 2012.[90]
2008 wurde eine Fernsehdokumentation über die PSI-Tests der GWUP gedreht. Dieser wurde unter dem Titel „Alles fauler Zauber!? Das Übersinnliche auf dem Prüfstand“ im deutschsprachigen Raum von mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt.[91] Über die PSI-Tests aus dem Jahr 2011 berichtet der Bayerische Rundfunk im Rahmen der Fernsehsendung Vor Ort – Die Reportage.[92] Über die Psi-Tests 2012 berichtete der MDR.[93] 2014 wurde die GWUP als Hauptkritiker des vorübergehend geplanten Bachelors in Homöopathie in Traunstein erwähnt: DocCheck News,[94] Süddeutsche Zeitung,[95] Spiegel Online,[96] Medical Tribune[97]. 2015 gab es in der deutschen Ausgabe von National Geographic ein Interview[98] und in der Frankfurter Rundschau wurde über die Skepkon 2015 berichtet.[35] 2016 berichtete der Berliner Tagesspiegel.[99] 2016 berichtet Spiegel Online über das Goldene Brett vorm Kopf.[48] 2017 berichtete die Süddeutsche Zeitung[100], der Berliner Tagesspiegel[101] und die TAZ [102] über die Skepkon. Zum Thema Verschwörungstheorien wird der Chefblogger und Pressesprecher der GWUP Bernd Harder als Experte interviewt (Süddeutsche Zeitung[103][104], Frankfurter Rundschau[105]) und im Bundestag als Referent auf der Konferenz "“Online-Hass, Verschwörungstheorien und sinkendes Vertrauen in die Medien” vor dem Ausschuss für Gleichstellung und Nichtdiskriminierung bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. " [106]
Als Kritiker der GWUP trat der Soziologe Edgar Wunder in Erscheinung, selbst ein ehemaliges Gründungsmitglied des Vereins. Dieser bemängelte 1999, die GWUP selbst stelle kaum Untersuchungen zum Nachweis paranormaler Phänomene an, sondern „verstehe sich als Kampfverband gegen alles, was der etablierten Wissenschaft zuwiderlaufe“.[107]
Nach Wunder ist ein strukturelles Merkmal der Skeptikerbewegung eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. So würden etwa viele GWUP-Mitglieder einen Weltanschauungskampf ohne hinreichende fachliche Kenntnis führen und selektiv und unsachlich argumentieren.[108] An wissenschaftlichen Untersuchungen von Parawissenschaften seien sie höchstens insofern interessiert, „als deren Ergebnisse ‚Kanonenfutter‘ für öffentliche Kampagnen liefern könnten.“[109]
Koordinaten: 49° 51′ 50,5″ N, 8° 44′ 42,6″ O